Artikel: Main-Echo vom 18.11.2012, Doris Huhn

Forschungs-Projekt: 52 Stationen der „Miniphänomenta“ faszinieren die 250 Schüler der Grundschule.

Karlstein. „Mama, ich zeig’ Dir jetzt meine Lieblings-Station“, ruft die kleine Nina und zerrt ihre Mutter energisch zu einem Pendel, das sie in Bewegung setzt. Fasziniert beobachten beide, welches Muster das kreiselnde Pendel im
Sand darunter hinterlässt.

Das Sand-Pendel ist eines von insgesamt 52 interaktiven Lernstationen, die zurzeit an der Grundschule Karlstein im Rahmen der „Miniphänomenta gastieren“. Am Freitag war Halbzeit beim 14-tägigen spannenden Projekt, das nicht nur die 250 Schüler, sondern auch die Lehrer und Eltern begeisterte und elektrisierte. Zum Tag der Öffentlichkeit, dem Familien-Experimentiertag, war eine so große Zahl an Gästen in die Turnhalle gekommen, wie es laut Rektor Erich Olbrich sonst nur am ersten Schultag vorkommt.

Auch Michael Bischof, Geschäftsführer des Sponsors, der bayme vbm Geschäftsstelle Unterfranken, war begeistert: „So viele Teilnehmer hatten wir zumindest in Unterfranken nicht annähernd!“ Er spricht in seiner Rede den Fachkräftemangel vor allem in den technischen Berufen an, der im Jahr 2015 in Bayern voraussichtlich 520.000 Arbeitskräfte fehlen lassen wird. Deshalb sei die „Miniphänomenta“ so wichtig. „An den verschiedenen Versuchsstationen könnt ihr erleben“, wendet sich Bischof direkt an die Mädchen und Jungen, „wie spannend Technik und Naturwissenschaft sein kann.“ Und das Beste dabei: „Es gibt keine Noten, versprochen!“

Vorher stellte Projektleiterin Anne Rossbach vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft e.V. das Projekt vor, das an der Universität Flensburg entwickelt wurde. Im Vordergrund soll erst das Erleben, danach die gedankliche Auseinandersetzung mit dem Experiment stehen. Um einen langfristigen Erfolg zu sichern, müssen die Stationen dauerhaft zur Verfügung stehen. „Ich möchte die Eltern ermuntern, gemeinsam einen Teil der Stationen nachzubauen“, sagte Rossmann und verwies auf die ausliegenden Listen, die teilweise schon gefüllt waren.

Überhaupt hatten sich die Eltern bereits in der ersten Woche ins Zeug gelegt. Rektor Olbrich erzählte, dass sich 90 Eltern bereit erklärt haben, die Aufsicht für die Stationen in der Pause zu übernehmen. Die stellvertretende Schulleiterin Claudia Lutz zeigte sich begeistert, „wie offen und frei die Schüler an die Miniphänomenta heran gegangen sind“.

Musikalisch passend umrahmt wurde der offizielle Teil von den Klassen 3c und 4b mit passenden spannenden Stücken voller Überraschungseffekte. Bei dem anschließenden Betrachten, Ausprobieren und Experimentieren mit den einzelnen Stationen gingen Kinder, Eltern und Gäste mit Feuereifer daran, den gezeigten Versuchen auf die Spur zu kommen. Die Ergebnisse der Schüler konnte man auf Forschungs-Bogen lesen. Unter die Rubriken „Meine Station“, „Meine Forscherfrage“ und „Meine Erfahrungen“ hatten hier die Karlsteiner Nachwuchs-Forscher ihre Beobachtungen schriftlich nieder gelegt. Ein Raum widmete sich speziellen Lichteffekten, ein anderer dem Wasser. Hier konnte man Wasser am Rand einer Glasschale in den höchsten Tönen singen lassen. Gleich nebenan rieben sich Kinder und Erwachsene kräftig die Hände, um zu beobachten, wie Platten aus verschiedenen Metallen die erzeugte Wärme in unterschiedlich hohe Werte auf der Skala des angeschlossenen Messgerätes anzeigten.

„Das ist ein ganz tolles Projekt, bei dem die Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse richtig Spaß haben und auch noch etwas lernen“, freute sich eine Mutter auf dem Nachhauseweg. Dem Experimentier-Spaß an der Karlsteiner Grundschule sind zum Glück auch nach dem Abzug der „Miniphänomenta“ alle Türen geöffnet – dank der nachgebauten Stationen.
Doris Huhn

 

Zweite Leseebene: Stichwort: „Miniphänomenta“

Die „Miniphänomenta“ in Bayern ist ein Angebot der Bildungsinitiative „Technik – Zukunft in Bayern?!“. Projektträger ist das bbw (Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft). Hauptsponsoren sind die bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeber bayme vbm. Pro Schuljahr machen bis zu zwölf Schulen aus allen Regierungsbezirken mit, darunter zwei Einrichtungen aus Unterfranken. Neben der Karlsteiner Grundschule, die sich vor vier Jahren beworben hat, wurde im Schuljahr 2012/13 die Regiomontanus-Volksschule Königsberg im Landkreis Hassberge ausgewählt.

Die Miniphänomenta gibt es in Bayern seit 2007. Sie ist ein Angebot für Grundschulen in Bayern und soll den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, wesentliche Erfahrungen aus Naturwissenschaft und Technik selbständig zu erschließen. www.tezba.de. dh

Text zum Foto phaenomenta1: Wetten, dass der schwere Holz-Würfel über diese Wippe rollen kann? Das Experiment beobachten die Kinder der Grundschule Karlstein genauso interessiert wie die Erwachsenen (hinten, von links): Rektor Erich Olbrich, stellvertretende Schulleiterin Claudia Lutz, Michael Bischof (Geschäftsführer der bayme Unterfranken), Projektleiterin Anja Rossbach vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft und Schulrätin Hannelore Auer.

Text zum Thema phaenomenta2: Mina ist total begeistert, was sie mit der Wärme ihrer aneinander geriebenen Hände bewegen kann. Text zum Thema phaenomenta3: Viel Spaß hatten Groß und Klein beim Familien-Experimentiertag der „Miniphänomenta“, der am Freitagnachmittag an der Karlsteiner Grundschule stattfand.